Projekt Naturlandschaft Sihlwald
Planungsstudie D
Stadtforstverwaltung der Stadt Zuerich
Dieter Huenerwadel, Sabine und Lukas Irmann-Zimmermann:
Aus Nutzungsaenderungen koennen aber Konflikte entstehen, sei es im Wettstreit mit dem bisherig Gewohnten, sei es mit aktuellen konkurrierenden Nutzungen. Die nachfolgende Studie will die wichtigsten dieser Themen, soweit sie forstwirtschaftlicher Natur sind, kurz ausleuchten und die Folgen, de daraus fuer das Projekt Naturlandschaft Sihlwald entstehen koennten, darstellen.
Der Vorrat an stehendem Holz ist fuer einen schlagweisen Hochwald, von dem ja dauernd bedeutende Teile im vorratsarmen Jungwaldstadium stehen recht hoch, naemlich 370 Tfm/ha. So hoch jedenfalls, dass sich Stadtforstmeister Oldani 1981 dazu entschlossen hat, das Hiebsquantum von jaehrlich 8000 auf 11'000 Tfm heraufzusetzen (I 37.5%). In den letzen vier Jahren wurde dann allerdings, weil das Schwergewicht gaenzlich auf Durchforstungen lag und auf Raeumungen sozusagen verzichtet wurde, nur etwas mehr als de Haelfte davon genutzt (naemlich 6'500 m3 pro Jahr).
Es wird z.Z. also eine Politik der Reservebildung, der Aeufnung von stehenden Holzvorraeten betrieben. Diese haengt eindeutig mit den neuen Zielsetzungen zusammen, die fuer den Sihlwald von Stadtforstmeister Speich konzipiert wurden:
Je naeher man dem Ziel in Sachen Vorratsaeufnung und Dauerwald kommt, desto mehr werden sich die Nutzungen auf einem Niveau einpendeln, das doch wesentlich unter dem des Zuwachspotentials eines Wirtschaftswaldes am gleichen Standort liegen wir. Alte Baeume werden u.U. nur noch soviel Holz in Jahrringen zulegen, als gleichzeitig im Innern von Pilzen und Bakterien zerstoert wird. Von da an ist der Schritt zum Totalreservat, d.h. zur gaenzlichen Aufgabe der Nutzung nicht mehr gross.
Welchen Stellenwert hat nun die Holznutzung im Sihlwald gesamtschweizerisch oder gar gesamteuropaeisch? Im schweizerischen Vergleich steht der Sihlwald mit einem Anteil von einem Tausendstel der Waldflaeche und des Holzvorrates zu Buch; die Nutzungen sind etwas groesser als im Landesdurchschnitt und machen bei 6'500 m3 ca. 1.5 Promille aus. An der Gesamtheit der europaeischen Holznutzungen haben die schweizerischen Waelder einen Anteil von 1.3 %, der Sihlwald also einen solchen von nur zwei Hunderttausendsteln.
Auf den ersten Blick koennte daraus geschlossen werden, dass der Holzanfall aus dem Sihlwald weder fuer die Schweiz, noch fuer Europa jemals von vitaler Bedeutung sein koennte. Bestaetigt sich diese Annahme aber auch, wenn wir sie an serioesen Nutzungs- und Verbrauchsprognosen messen?
In einem Bericht der Vereinten Nationen von t986 ("Euorpean Timber Trends and Prospects to the Year 2000 and beyond", New York, 1986) wird fuer Europa m Jahr 2000 en Mangel von 20 bis 35 Mio. m3 Holz vorausgesagt. Eine besonders hohe Verbrauchszunahme wird dabei dem Brennholz vorausgesagt.
Die Studie schlaegt drei Wege zur Ueberwindung des Engpasses vor:
Aus dem Dargelegten kann gefolgert werden, dass - sofern die Nachfrage nach Holz in den Entwicklungslaendern sich nicht in kurzer Zeit drastisch steigern wird - der Weltmarkt und die Holzversorgung Europas im Jahr 2000 in etwa ausgeglichen sein werden. Mit geeigneten Massnahmen auf technologischem Gebiet (verbesserte Ausnuetzung von Abfallholz, Altpapier, Energieholz etc.), auf marktpolitischem Gebiet (Einfuhr aus Ueberschusslaendern) und in der Forstwirtschaft selbst (Steigerung der Nutzungen) sollte die Lage zu meistern sein.
Fuer den Sihlwald von Bedeutung ist, dass Laubholz von guter Qualtaet auf dem europaeischen Holzmarkt nach wie vor gesucht sein wird. Etwas unklarer ist die Situation auf dem Brennholzmarkt: die Hauptabnehmer sind die BRD und Italien, welche sich bis zum Jahr 2000 in ein Defizit von einigen Mio. m3 teilen werden und in denen nur wenig Mehrnutzungen vorgesehen sind. Fuer die Schweiz sagt die Studie ein Holzdefizit von 0.5 bis 1.7 Mio. m3 voraus. Dieses koennte eigentlich durch eine hoehere Inlandproduktion gedeckt werden, wird aber moeglicherweise aus Preisgruenden durch Holzimporte ausgeglichen.
Bis zum Jahr 2020 werden die Holzeinschlaege gesamteuropaeisch auf 430 bis 490 Mio. m3 zunehmen (bei einer heutigen Nutzung von 350 Mio. m3)' Die Nachfrage abzuschaetzen ist aeusserst schwierig. Zur Erreichung einer Balance zischen Produktion und Absatz stehen allerdings eine Reihe von Regelmechanismen zur Verfuegung:
Wichtig fuer die Marktlage in kleinraeumigen Bereichen ist die Preisentwicklung sowie Angebot und Nachfrage nach Spezialsortimenten am Ort. Bis ins Jahr 2000 werden in etwa gleichbleibende oder leicht gedrueckte Preise erwartet, weil das Holz eben wahrscheinlich keine Mangelware sein wird. Bessere Maerkte koennen lokal entstehen, wenn eine Nachfrage nach Spezialsortimenten oder kurzfristig abrufbaren Holzlieferungen Vorteile gewaehrt.
Der UNO-Bericht kommt zu dem wichtigen Schluss, dass die sozialen Waldfunktionen schneller wachsen erden als die Nachfrage nach dem Produkt Holz. Dies wuerde die im Wirtschaftsplan 1981 eingeschlagene Marschrichtung bestaetigen, welche die Erholungsaufgaben stark in den Vordergrund rueckt.
Die Bedeutung der Holznutzungen und Holzvorratsbildung im Sihlwald kann wie folgt zusammengefasst werden:
Die juengste Entwicklung auf technischem Gebiet hat den Einsatz von neigungsunabhaengigen Allterrainverfahren (Seilkrananlagen mit 3- oder 4-Seilsystemen) gebracht und damit die Transportbedingungen noch einmal revolutioniert. Der Bedarf an lastwagenfahrbaren Strassen kann damit wieder erheblich vermindert werden, denn die Reichweite der Seilkraenen uebersteigt diejenige des Traktors mit Seilwinde (das bisher uebliche Bringungsmittel) um ein Mehrfaches.
Eine 1988 durchgefuehrte Aufnahme im Sihlwald hat folgendes Inventar an Erschliessungseinrichtungen ergeben (vgl. Plan A und Beilage):
- lastwagenfahrbare Strassen: Gesamtlaenge 48.6 km Dichte 48 m'/ha - Maschinen- und Erdwege: Gesamtlaenge 56.0 km Dichte 55 m'/ha - Fusswege und Pfade: Gesamtlaenge 35.0 km Dichte 35 m'/haDie Laenge der lastwagenfahrbaren Waldstrassen entspricht - beruecksichtigt man die schwierigen gelaendemaessigen Voraussetzungen - derjenigen eines gut erschlossenen Wirtschaftswaldes. Eher untypisch ist dagegen der grosse Bestand an Maschinen- und Erdwegen; zusammen mit den lastwagenfahrbaren Strassen ergibt sich eine Dichte von mehr als 100 Laufmetern pro Hektare Waldflaeche. Rein rechnerisch wuerde dies einer Distanz von nur 25 Metern entsprechen, ueber die im Mittel jeder Bau bis zum naechsten Weg oder zur naechsten Strasse zu transportieren waere. Selbstverstaendlich ist das Erschliessungsnetz geometrisch nicht derart regelmaessig aufgebaut und die durchschnittliche Rueckedistanz deshalb um einen bestimmten Faktor hoeher, aber immer noch gering; sehr gering sogar, wenn wir sie mit der Reichweite moderner Seilkrangeraete vergleichen: je nach Groesse und Einsatzart des Geraets koennen Distanzen von 300 bis 600 m ueberwunden werden.
Setzt man den Einsatz dieser modernen Holzbringungsmittel voraus, muss man zum Schluss kommen, dass der Sihlwald uebererschlossen ist. Der Abtransport des gefaellten Holzes mit Seikraenen ist heute auf der gesamten Waldflaeche moeglich und es muessen dazu bei weitem nicht alle der bestehenden Waldstrassen, Maschinen- und Erdwege in Anspruch genommen werden. Schon jetzt verzichtet man gaenzlich darauf, bei der Holzbringung in den Bestand hinauszufahren: auf den rund 36 km "schlechter" Erdwege werden heute - z.B. zur Bringung von Zwangsnutzungen - kaum noch Traktoren, sondern fast nur noch Pferde eingesetzt.
Vielerorts haben sich jetzt schon Teile des Erschliessungsnetzes zu Fusswegen zurueckgebildet. Daneben wurden in letzter Zeit bei Arbeitlosen-Einsaetzen rund 10 bis 15 km sogenannte "Pirschpfade" angelegt. Das Fusswegnetz von 35 km ist deshalb in staendiger Ausdehnung, wobei die Uebergaenge vom Maschinen- und Erdweg zum Fussweg fliessend sind.
Eine moegliche Redimensionierung des Erschliessungssystems des Sihlwaldes ist in den Plaenen B (fuer die lastwagenfahrbaren Waldstrassen) und C (fuer die Maschinen- und Erdwege) dargestellt. Es wird dabei vorgeschlagen, die Rueckentwicklung von Wegen und Strassen sich selbst zu ueberlassen, d.h. diejenigen Erschliessungseinrichtungen durch Unterhalt in ihrem Bestand zu sichern, die fuer eine minimale Bewirtschaftung (mit Seilkraenen), fuer die Zugaenglichkeit (mit gelaendegaengigen Fahrzeugen oder Mopeds), fuer die Waldaufsicht und die Beduerfnisse der erholungssuchenden Bevoelkerung notwendig sind. Insbesondere ist auch daran zu denken, eine Reihe von Waldstrassen, die nicht mehr als solche vonnoeten sind und sich bezueglich Steigungsverhaeltnisse dazu eignen, in einem Zustand zu erhalten, der auch das Befahren mit Rollstuehlen erlaubt.
Durch die auf den Plaenen B und C vorgeschlagene Reduktion des Erschliessungsnetzes vermindern sich die Laengen gesamthaft und pro Hektare auf folgende Werte:
- lastwagenfahrbare Strassen: Gesamtlaenge 32.2 km Dichte 32 m'/ha - Maschinen- und Erdwege: Gesamtlaenge 14.0 km Dichte 14 m'/ha - Fusswege und Pfade: Gesamtlaenge ca. 80 km Dichte ca. 80 m'/haVon den verbleibenden Maschinen- und Erdwegen sind 6.9 km ehemalige Waldstrassen; die Fusswege setzen sich zu 9.5 km aus vormaligen Waldstrassen und zu 34 km aus nicht mehr als solche benutzten Maschinen- und Erdwegen zusammen.
Die wichtigsten Strassenzuege, die im Rahmen der Realisierung des Projekts "Naturlandschaft Sihlwald" nur noch als Maschinen- oder Pferdetransportwege zu benutzen waeren, sind:
linke Sihlseite: Rehweg / Rohreggstrasse (bis Kehrschlaufe) / Schoenbodenstrasse (ab Streubodenstrasse aufwaerts) / Streubodenstrasse / Katzenweg / Danenweg / Felsenweg / Baehnliweg (bis Abzweiger) / Birchstrasse (unteres Stueck) / Waldmattstrasse / Schnabelstrasse
rechte Sihlseite: Abzweiger Tabletenstrasse gegen Muergbach
Und die wichtigsten Strassenzuege, die in der zukuenftigen "Naturlandschaft S Sihlwald" nur noch als Fusswege zu erhalten waeren:
linke Sihlseite: Strassen unterhalb Sihlzopfweg (Chlemmeriboden) / Rohreggweg (letztes Stueck) / Abkuerzung Kellerboden / Schoenbodenstrasse (unterer Teil bis Streubodenstrasse) / oberster Abzweiger Waldgatterstrasse / Weierbrunnenstrasse / Spiessenhauweg / Scheidbachweg / Eichbachweg / Haeulibodenstrasse / Albishornstrasse (unterer Teil bis 650 m ue.M.) / Baehnliweg (letztes Stueck) / Ringweg
rechte Sihlseite: Erlenrainweg / Hasenrainweg
Weiterhin eine minimale forstwirtschaftliche Funktionen (wie Zugaenglichkeit bei Zwangsnutzungen oder zur Waldaufsicht) haetten die nachstehenden Maschinen- oder Erdwege:
linke Sihlseite: Schweikhofweg zwischen Sandweg und Waldgatterstrasse / Weg Station Sihlbrugg - Sihlwaldstrasse - Schoenbodenstrasse / Kellerboden - Bruggrain / Weg zwischen Bachtelen- und Waldmattstrasse / Spinnerweg (von Sihlwaldstrasse abwaerts) / Verbindung Baehnliweg Sihlwaldstrasse / hinterer Teil Hochwachtstrasse
rechte Sihlseite: Steinmattweg (bei Station Sihlbrugg) / Sihluferweg von Unterwerk bis unterhalb Tableten / Sihluferweg bei Station Sihlwald
Wichtig ist vor allem, dass die zahlreichen nicht befestigten Erdwege in Zukunft (und soweit dies nicht schon heute getan wird) nicht mehr befahren werden denn dies kaeme weitgehend einem Befahren des Bestandes mit all den bekannten Nachteilen (Bodenverdichtungen, Wurzelverletzungen, Bodenschuerfungen) gleich.
Die heute schon bestehenden Fusswege sollten ohne uebertriebenen Aufwand an Unterhalt bestehen bleiben. Ideal waere, wenn sie durch die Benuetzung selbst instand gehalten wuerden. Ein minimales Netz von vielleicht ?¡ bis 30 Kilometern sollte gezielt in einem guten, u.U. rollstuhlfaehigen Zustand erhalten werden.
Verwendete Unterlagen:
- 2 Stadtfoerster
- 4 Forstwarte (Vorarbeiter)
- 5 Forstwarte
- 2 Waldarbeiter und
- 2 Forstwartlehrlinge
Dazu leisteten Akkordanten und Forstunternehmer vor allem im Winter (Holzernte) 12'400 Arbeitsstunden, was etwa weiteren 5- Angestellten entsprach.
Im Wirtschaftsplan wurden diese rund 20 Arbeitskraefte fuer die Bewaeltigung des auf 11'000 Tfm erhoehten Hiebsatzes sowie zur Erbringung aller weiteren Leistungen als zu gering dotiert erachtet. Die Vergabe von Arbeiten an Akkordanten und Unternehmer gewaehrleistete zwar eine gewisse Flexibilitaet, nicht aber eine Garantie fuer sorgfaeltige und schonende Ausfuehrung der Arbeiten.
Die Arbeitsbereiche der verschiedenen Forstequipen setzten sich, immer gemaess Wirtschaftsplan 1981, wie folgt zusammen:
- Jungwuchs- und Dickungspflege 2 % der Arbeitszeit - Durchforstung und Pflege von Stangenholz 3 % - Durchforstungen im Baum- und Altholz 44 % - Lichtungen und Raeumungen 34 % - Schlagraeumung 4 % - Pflanzung 1 % - Wildschutz (Zaeune, Einzelschutz) 3 % - Unterhalt Wege 1 % - Verschiedenes 8 %Nahezu die Haelfte der Arbeitszeit oder rund 15'500 h wurden also fuer Aufgaben aufgewendet, die mit dem kuenstlich in Gang gehaltenen, flaechenweisen Wechsel von Baumgenerationen in Zusammenhang stehen, naemlich die Jungwuchs- und Dickungspflege, die Durchforstung und Pflege von Stangenholz, das Auslichten und Abraeumen von Altholzbestaenden, die Schlagraeumungen, die Pflanzungen und der Wildschutz.
In einem zum Dauerwald unstrukturierten Waldgefuege ist der groesste Tel solcher Arbeiten nicht mehr notwendig (desgleichen natuerlich in einem Totalreservat). Durchforstungen muessen in einer Uebergangsphase intensiv betrieben werden, nehmen spaeter aber mit fortschreitender Umstrukturierung deutlich ab.
Die Arbeit des Forstpersonals wird sich also von einer eher technischen Ausrichtung (Holzfaellen, Holzaufarbeitung, Holztransport, Pflege- und Pflanztechnik usw.) zu anderen Bereichen hin verschieben. Im Folgenden soll versucht werden, anhand von Angaben aus Reservaten im In- und Ausland Aufschluss ueber Art und Umfang der zu erwartenden Arbeitsbereiche von Foerstern, Forstwarten und Waldarbeitern zu geben.
Als wichtigste Arbeitsbereiche kommen in einem zukuenftigen Reservat Sihlwald in Frage:
Aufgrund der Umfrageresultate (16 Nationalparke, Waldreservate und Naturpaerke in der Schweiz, Italien und Deutschland) koennen keine Angaben ueber die durchschnittliche Dotierung der Parkverwaltungen gemacht werden; die jeweiligen speziellen Verhaeltnisse und Aufgaben sind zu unterschiedlich, als dass daraus allgemeingueltige Schluesse gezogen werden koennten.
Verwendete Unterlagen:
Die einzelnen Wildarten sind wie folgt vertreten:
Das Schalenwild wird an zahlreichen Stellen (Futterkrippen, Salzlecken) gefuettert. Es waere dies nicht unbedingt noetig (Aesung ist im Wald genug vorhanden), doch wird das Wild durch Wanderer, Jogger, OL-Laeufer usw. fast ununterbrochen in Bewegung gehalten und ist deshalb darauf angewesen, in kurzer Zeit hochwertige Nahrung aufzunehmen.
Jungpflanzen kommen fast ueberall im Wald auch ohne Wildschutz (Zaeune, Einzelschutz) auf. Dank der weitflaechig und ueppig nachstossenden Naturverjuengung sind die sporadisch auftretenden Verbiss- oder Fegeschaeden ohne weiteres tragbar. Durch gezielte waldbauliche Massnahmen (Foerderung der Naturverjuengung, Verzicht auf Einzaeunungen und vor allem kraeftige Durchforstungen) ist in letzter Zeit das Aesungsangebot qualitativ und quantitativ verbessert worden.
Der Sihlwald ist jagdlich im wesentlichen auf drei Reviere aufgeteilt:
Die Ausuebung der Jagd dagegen ist nicht selten durch die Anwesenheit von Waldbesuchern erschwert, vor allem dann wenn Jogger oder Reiter schon in den fruehen Morgenstunden den Sihlwald aufsuchen.
Die damit angesprochene starke Begehung durch erholungssuchende Menschen ist generell ein Problem fuer das Wild im Sihlwald. Es wird - meist ungewollt - in seiner Deckung aufstoebert und zu kraefteraubenden Fluchten veranlasst. Besonders empfindlich auf Stoerungen reagieren Hirsche und Wildschweine: u.U. wandern sie aus den zu stark begangenen Gebieten ab. Moeglich auch, dass auf den neu angelegten Fusspfaden noch mehr Erholungssuchende oder Abenteurlustige in Einstandsgebiete des Wildes eindringen: ihre Benuetzung sollte deshalb nicht zu sehr durch Wegweiser im Gelaende oder durch Publikation der Wege in Karten und Plaenen propagiert werden.
Hinter dem Rehwild her sind aber auch streunende Hunde und (in juengster Zeit wieder) Fuechse. Die Wachsamkeit gegenueber den Fuechsen wird sich das Reh erst wieder aneignen muessen: in der Zeit mit tiefen Fuchsbestaenden (Tollwut) ist der Abwehrreflex weitgehend verloren gegangen.
Von Wildbiologen wird eine tragbare Dichte von 3-10 (Prof. Eiberle) oder von 4-14 Rehen auf 100 ha Wald (E. Ueckermann) angegeben. Diese Zahlen gelten fuer grossflaechige Naturwaldreservate und sind nicht auf die kleinraeumig gegliederten Waldflaechen der Schweiz anwendbar. Wie hoch die Wilddichte sein darf, ist wesentlich vom Aesungsangebot im und um den Wald sowie von der Stoerungshaeufigkeit abhaengig. Waldbaulich tragbar duerfte eine Schalenwildpopulation dann sein, wenn im Wald verbissgefaehrdete Baumarten wie Weisstanne oder Bergahorn in genuegender Zahl auch ohne Wildschutz verjuengt erden koennen. Solange trotz Verbiss, Schaelen und Fegen so viele Jungbaeume aufkommen, dass auf den Verjuengungsflaechen eine gewisse Zahl unbeschaedigter Jungbaeume zur Auslese bereitstehen, ist die tragbare Wilddichte noch nicht ueberschritten. Dies ist im Sihlwald bis heute der Fall: in den Wirtschaftsplaenen von 1961 bis 1981 wird jeweils bestaetigt, dass sich die Schaeden in durchaus ertraeglichem Rahmen halten.
Welches sind nun die moeglichen, die wahrscheinlichen Veraenderungen bei einer Reservatsbildung in bezug auf Wild und Jagd? Das Gebiet des Sihlwaldes ist offensichtlich zu klein, um eine selbstaendige Situation in bezug auf Bestand und Zusammensetzung der Wildpopulation ausbilden zu koennen: der Einfluss aus den umgebenden Gebieten wird sich immer stark bemerkbar machen. Die zukuenftige Wilddichte haengt also nicht nur von der Jagdausuebung oder einem allfaelligen Jagdbann im Sihlwald selbst ab, sondern mindestens ebenso stark von der Hege- und Abschusstaetigkeit in den Nachbarrevieren.
Fuer die naechsten 10 Jahre wird weiterhin ein grosses Aesungsangebot zur Verfuegung stehen. Auf die Dauer wird dieses aber zurueckgehen, denn wo Durchforstungsbestaende in Dauerwaelder, Baumholzbestaende in Althoelzer uebergehen, werden die Bestaende zunehmend lichtaermer, Verjuengungsansaetze seltener. Es wird sich zeigen muessen, ob die dann vorhandenen Wildbestaende (sie koennten sich wegen des geringeren Aesungsangebotes zurueckbilden) eine Gefahr fuer die laufende Erneuerung des Waldbestandes bilden werden.
Entscheidend duerfte sein, ob das Gebiet des zukuenftigen Reservats der Jagd offen bleiben wird. Sollte dies nicht der fall sein, muss tatsaechlich mit einem Anstegen der Wildbestaende gerechnet werden. Vor allem in Jagdzeiten koennte es im Sihlwald zu "Asylbestaenden" kommen und aehnliche Probleme bereiten, wie wir sie vom Hirschbestand im Nationalpark kennen. Ein Ersatz der Jagd mit "natuerlichen Mitteln", d.h. mit Raubtieren (Luchs, Wolf), ist undenkbar: das Waldgebiet muesste um ein Mehrfaches groesser und nicht so intensiv begangen sein.
Bei einer Reservatsbildung sind also in bezug auf Jagd und Wild die nachstehenden wichtigsten Punkte zu beachten:
Verwendete Unterlagen: