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6. Modell der räumlichen Verteilung der Regenwurmbiomasse

6.1 Annahmen der Modellrechnungen

Aufgrund der gesammelten Erkenntnisse lässt sich eine Abhängigkeit der im Sihlwald vorhandenen Regenwurmbiomasse von Waldtyp, pH-Wert und Ah-Horizont postulieren. Die räumliche Verteilung der Waldbestände mit den jeweils dominierenden Baumarten ist im Sihlwald bekannt und digital vorhanden. Daten über Boden-pH-Werte oder Mächtigkeiten des Ah-Horizonts existieren jedoch noch nicht. Bekannt ist aber, dass die Mächtigkeit des Ah-Horizonts mit zunehmender Hangneigung abnimmt. Es lässt sich also ein Modell der räumlichen Verteilung der Regenwurmbiomasse im Sihlwald aufgrund des Waldtyps und der Hangneigung erstellen. Da der Unterschied zwischen von Buchen dominierten Wälder und Mischwäldern nicht eindeutig aus den vorhandenen Waldbestandesdaten hervorgeht, wurden diese beiden Waldtypen für das Modell zusammengefasst.

Für das Modell der räumlichen Verteilung wurden folgende Annahmen getroffen:

 

 

 

6.2 Resultate der Modellrechnungen

Ausgehend von den oben erwähnten Annahmen für das Modell wurde mit einem Geographischen Informationssystem (ArcInfo) eine im Sihlwald vorhandene Biomasse von über 200 Tonnen Regenwürmern errechnet. Diese konzentrieren sich vorwiegend in den Plateaulagen der zentralen Bereiche und in den flacheren Partien unterhalb der steilen Kammlagen zwischen Albishorn und Bürglen (Abb. 17). Auch der südliche Teil des Sihlwaldes enthält nach diesem Modell ein gutes Regenwurmangebot. Die nördlichen Teile sowie die Bereiche rechts der Sihl weisen aufgrund des hohen Fichtenanteils eine niedrigere Biomasse auf. Ebenso enthalten die Bereiche unterhalb des Ober-Albis wegen ihrer Steilheit und einiger grossen von Fichten dominierten Flächen ein geringeres Angebot an Regenwürmern.

Ein 10 kg schwerer Dachs benötigt 510 kcal pro Tag für den Basisstoffwechsel (Iversen 1972), was einer Regenwurmbiomasse von 722 g entspricht (Kruuk 1978). Man kann nun annehmen, dass etwa zwei Drittel der Biomasse durch anözische Arten gebildet wird (Daniel 1991; eigene Messungen). Geht man weiter von einer jährlichen Nutzung von 5% der vorhandenen Regenwurmbiomasse durch den Dachs aus (Kruuk 1978), könnten ungefähr 26 Dachse im Sihlwald leben. Bei dieser Rechnung geht man davon aus, dass sich die Dachse nur von Regenwürmern ernähren.

Das Modell schliesst die für Regenwürmer ungeeigneten Flächen, wie Strassen, Bäche, Sümpfe, steinige Gebiet etc. nicht aus, ist demzufolge stellenweise zu optimistisch. Die Kernaussage des Modells beschränkt sich auf die räumlichen relativen Ressourcenunterschiede. Für den Zusammenhang mit der Raumnutzung des Dachses sind die durch das Modell vorausgesagten grossräumigen Unterschiede im Regenwurmangebot nützlich. Über die kleinräumige Variabilität im Angebot sowie die Verfügbarkeit für den Dachs gibt dieses Modell allerdings keine Auskunft.

 

 

 

Abb. 17: Modell der räumlichen Verteilung des Regenwurmangebots im Sihlwald.

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