Kap.3 Inhalt Kap.5

4. Luftbild

4.1 Bericht über unser Vorgehen

4.1.1 Zielsetzungen

Nach den Besprechungen mit Prof. Dr. Itten und M. Christen setzten wir uns folgende Ziele:

Abkürzungen
EAFVEidgenössische Anstalt für das forstliche Versuchswesen
IKT Institut für Kommunikationstechnik, ETH Zürich
IR Infrarot
KSLKoordinationsstelle für Luftaufnahmen
LFI Landesforstinventar
WSL Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (früher EAFV)

4.1.1.1 Vorgehen zum Feststellen der Waldflächenveränderungen

a) Beschaffung der Liste der vorhandenen Luftbilder bei der Landestopographie

Wir stellten folgende Fragen:

Die erhaltenen Angaben der schweizerischen Landestopographie sind im Kapitel 4.4 aufgelistet.

Nach der Beantwortung dieser Fragen wollten wir Luftbilder über eine möglichst grosse Zeitspanne bestellen, um Veränderungen der Waldfläche festzustellen und zu interpretieren (z.B. Holzschlag, Pflanzungen, usw.).

b) Vergleich der topographischen Karten

Als wir alle 1:25'000 Karten seit dem Jahr 1955 miteinander verglichen, stellten wir praktisch keine Waldflächenveränderungen fest. Ist das möglich? Oder liegt es daran, dass nicht bei jeder neuen Kartenausgabe neue Luftbilder herangezogen bzw. neue Luftbilder nicht genau ausgewertet wurden? Diese Fragen könnte man mit Hilfe der Luftbilder beantworten. Wir vermuten, dass die Karten ziemlich genau den Tatsachen entsprechen. D.h. die Waldfläche hat sich seit 1955 nicht verändert. Es ist unseres Erachtens zu diesem Zeitpunkt nicht nötig, weitere Nachforschungen anzustellen oder die Luftbilder zu bestellen.

4.1.1.2 Bestandesaufnahmen und Vorschläge

a) Unsere Fragestellung:

Antworten dazu erhielten wir bei GeoDataWeibel, einem Ingenieurbüro, das beauftragt wurde, eine Bestandeskarte des Sihlwaldes zu erstellen (Adresse im Kapitel 4.4).

b) Angaben zur Bestandeskarte:

Diese Bestandeskarte ist im Massstab 1:5'000 anhand einer Orthophoto (7. März 1993) und zweimaliger Verifikation im Gelände erstellt worden. Planauswertung und Erstellung der Bestandestabellen wurden mit einem geographischen Informationssystem (ArcInfo) vorgenommen. Die Bestandeskarte ist in folgende Klassen unterteilt:

Diese Bestandeskarte wurde mit modernen Mitteln erarbeitet.

c) Unser Vorschlag:

Alle 5 Jahre eine neue Bestandeskarte erstellen, um zeitliche Veränderungen feststellen zu können. Dabei sollte mit dem bestehenden GIS weitergearbeitet werden.

4.1.1.3 Stand der Forschung in bezug auf den Gesundheitszustand des Sihlwaldes

a) Unserer Fragestellung

b) Antworten

Über den Sihlwald ist wenig vorhanden. Es gibt Infrarot-Falschfarbenbilder aus den Jahren 1984, 85 und 96, welche an der WSL in Birmensdorf zu finden sein sollten. Dort sind jedoch nur die Serien von Horgenerberg, Landforst und Üetliberg vorhanden. Für alle nicht erhältlichen Bilder verwies man uns an die KSL in Dübendorf. Dort ist man allerdings überzeugt davon, dass die Bilder in Birmensdorf sein müssen. Wo sind diese Serien? Wurde ein Bericht erstellt?

Wir haben die in Birmensdorf vorhandenen Bilder ausgeliehen und festgestellt, dass mit dem geflogenen «run» nur der östliche Teil des Sihlwaldes erfasst wurde. Anhand von Literatur (vgl. Literaturverzeichnis) haben wir uns informiert, wie man bei Infrarot-Auswertungen vorgegangen ist und welche Informationen und Nutzen man daraus gewinnen konnte.

4.2 Das Sanasilva-Programm (Angaben aus der Literatur

4.2.1 Allgemeines

Als Mitte der 80er Jahre das Thema Waldsterben in der Politik zur Sprache kam, wurde dieses Programm zur Überwachung des Waldzustands (bzw. des Gesundheitszustands) initiiert. Ziel war es, den Zustand des Schweizer Waldes kontinuierlich (jedes Jahr) zu erfassen, um eine Aussage über die Veränderungen machen zu können. Dieses Ziel wurde jedoch nicht so erreicht, wie man es sich anfangs vorgestellt hatte. Eine Gesamtbefliegung der Schweiz (im Massstab 1:9'000) stellte sich als unrealistisch heraus. Da nicht alle Kantone bereit waren, bei diesem Programm mitzuarbeiten, wurden z.B. in den Jahren 1985 und 1986 Stichprobeninventare gemacht. Dazu wurden von der ganzen Schweiz repräsentative Stichprobenflächen von 500 m2 auf dem Netz des Landesforstinventars untersucht (Dauerbeobachtungsflächen). Eine systematische Befliegung der ganzen Schweiz wurde jedoch nicht durchgeführt. Abbildung 4.6.1 (Anhang) zeigt die Linien («runs»), die im Rahmen des Sanasilva-Programms geflogen worden sind.

Das Sanasilva-Programm bestand bzw. besteht aus mehreren Teilprogrammen. Eines diente der Unterstützung der Kantone bei der Interpretation von Falschfarbeninfrarot-Luftbildern. Heute könnten die Kantone theoretisch selber weitere Befliegungen ihrer Wälder vornehmen. Ein weiteres Teilprogramm von Sanasilva ist das Walderhebungsprogramm, das auch heute noch weitergeführt wird.

Das wichtigste Kriterium zur Beurteilung des Gesundheitszustands von Bäumen ist der Belaubungs- bzw. Benadelungszustand. Für das Sanasilva-Programm war daher das Infrarot-Luftbild als wichtigstes Hilfsmittel vorgesehen. Neben dem Benadelungs- und Belaubungszustand haben die Spezialisten aber auch noch weitere Kriterien erfasst (z.B. Kenngrössen für die Beschreibung des Bestandesaufbaus, der Wuchsbedingungen und Schadenbilder, welche auf spezifisch erkennbare Ursachen wie tierische Schädlinge, Schneedruck, Blitzschlag etc. zurückzuführen sind.)

4.2.2 Luftbilder

Wie schon erwähnt, war die Interpretation von Luftbildern ein wichtiges Instrument des Sanasilva-Programms. Mit Luftbildern ist es möglich, einen Einblick in die oberen Kronenpartien zu erhalten, welche für die Beurteilung des Gesundheitszustands eines Baums besonders wichtig sind. Im Gegensatz zur Methode, die von der Landestopographie bei ihren routinemässigen Befliegungen angewendet wird (Interpretation von Schwarz-Weiss-Luftbildern), wurden Falschfarbeninfrarot-Luftbilder verwendet, d.h. es wurde ein Film, der auch im nahinfraroten Bereich des Spektrums (bis 0.9 µm) empfindlich ist, verwendet. Diese Bilder sind aus den folgenden zwei Gründen besonders gut geeignet zur Untersuchung des Waldes und seines Gesundheitszustands:

4.2.2.1 Massstab der Luftbilder

In der Regel sind zwei Arbeitsmassstäbe üblich:

1:3'000 für eine detaillierte Beurteilung der einzelnen Bäume

1:9'000 für flächenhafte Erfassung

Die Einzelbaumkartierungen dienen zur lokalen Untersuchung der Entwicklung von Waldschäden. Damit können Veränderungen von ganz bestimmten Bäumen über mehrere Jahre hinweg beurteilt werden. Eine wichtige Voraussetzung ist dabei allerdings, dass die einzelnen Bäume jeweils wieder erkannt werden können, was gar nicht so einfach ist. Die Bilder in diesem grossen Massstab können auch dazu verwendet werden, um auf einigen eng abgegrenzten Beobachtungsflächen die Zusammenhänge zwischen dem Schadenverlauf und den verschiedenen Variablen wie Boden, Schadstoffeintrag und Luftzusammensetzung darzustellen.

Bei den Luftbildern im Massstab 1:9'000 ist es das Ziel, eine grössere Fläche aufzunehmen und somit einen Überblick über den Zustand des Waldes in einem grösseren Gebiet zu erhalten. Diese Bilder geben Auskunft über den Anteil der geschädigten Waldfläche, eine Aussage zu der genauen Anzahl den geschädigten Bäume ist hier nicht mehr möglich. Aufgrund dieser Bilder wurden Schadenkarten erstellt, welche dem Forstdienst zur Planung von waldbaulichen Massnahmen dienen, aber auch für Gemeinden verwendet werden können, um sie über den Zustand ihrer Wälder zu informieren.

4.2.2.2 Arbeitsablauf bei der Luftbildinterpretation

Teilschritte:

a) Vorarbeiten:

Erstellen eines Interpretationsschlüssels. Dieser Schlüssel sollte für die wichtigsten Baumarten existieren. Dabei wird ein Vergleich von Einzelbäumen in Luftbild und Feld vorgenommen. Es wird hier die wichtigste Kenngrösse zur Beurteilung des Gesundheitszustandes des Waldes verwendet: Der Belaubungs-/Benadelungszustand der Bäume. Auf die lokalen Unterschiede von Klima und Exposition muss Rücksicht genommen werden. Schliesslich definiert man die verschiedenen Schadenklassen. Wie man diese abgrenzen will, ist Ermessenssache. Hier stellen wir zwei mögliche Einteilungen vor:

1) gesund, verfärbte Blätter; leichter Blatt- oder Nadelverlust; starker Blatt- oder Nadelverlust; abgestorben.

2) Einteilung des Blatt-/Nadelverlustes in 5%-Schritte: ohne Schaden (0-10% Blatt-/Nadelverlust); schwach geschädigt (15-25%); mittelstark geschädigt (30- 60%); stark geschädigt oder abgestorben (mehr 65%)

b) Ausscheiden von Bestandeseinheiten: Die Waldfläche wird in einzelne homogene Flächen unterteilt. Dazu gibt es verschiedene Abgrenzungskriterien (Alter, Mischverhältnis Laub-/Nadelwald).

c) Photogrammetrische Auswertung: Es wird eine Stereokartierung vorgenommen, und die Waldbestandesgrenzen werden in einen Übersichtsplan (1:10'000) übertragen.

d) Bestandesweise Schadenbeurteilung: Der Interpretationsschlüssel wird auf die einzelnen Bestände angewendet. Die Merkmale Mischungsgrad und Schaden (getrennt nach Laub- und Nadelwald) werden im Schadenerfassungsprotokoll festgehalten.

e) Verifizierung im Wald: Bei jeder Luftbild-Interpretation können zweifelhafte Fälle vorkommen, die nur durch die Geländebegehung erkannt werden können. Man sollte keine Interpretation vornehmen, ohne eine Kontrolle im Wald vorgenommen zu haben.

f) Bereinigung und Ausarbeiten der definitiven Karten.

g) Datenauswertung und -analyse, Vergleich mit anderen Waldbeständen (gibt es Unterschiede zwischen Laub- und Nadelbäumen?), mit anderen Gegenden (z.B. alpine Gebiete versus Mittelland) und zeitliche Vergleiche.

4.2.2.3 Ergebnisse der Auswertung

Darstellung in Kartenform

Die Ergebnisse der Auswertung wurden in Schadenkarten dargestellt. Diese Karten zeigen für jeden Bestand den prozentualen Flächenanteil der geschädigten Bäume, ohne aber die Intensität der Schäden aufzuzeigen. Diese Darstellungsform eignet sich lediglich, wenn nur ein geringes Ausmass an Schäden vorliegt.

Will man die Schwere der Schäden festhalten, fertigt man eine Schadenintensitätskarte an. Dazu wird der durchschnittliche Schaden eines Bestandes berechnet. D.h. die einzelnen Schadenstufen werden unterschiedlich gewichtet. Ein Möglichkeit ist folgendes Vorgehen:

Der prozentuale Anteil der einzelnen Kategorien am ganzen Bestand wird mit 0 - 4 multipliziert: 0 = gesunde Bäume, 1 = verfärbte Bäume, 2 = leichter Blatt-/Nadelverlust, 3 = starker Blatt-/Nadelverlust, 4 = abgestorbene Bäume. Die Summe dieser fünf Produkte wird durch 100% dividiert, um den durchschnittlichen Schädigungsgrad pro Flächeneinheit zu erhalten. Dieser Schädigungsgrad variiert dann zwischen 0 (alle Bäume sind gesund) und 4.0 (alle Bäume sind schwerst geschädigt oder schon abgestorben). Mit der Schadenintensitätskarte können hingegen keine Aussagen über den Prozentanteil «gesund» und «krank» gemacht werden. Ein Bestand mit einem hohen Anteil von schwach geschädigten Bäumen kann den gleichen Wert haben wie ein Bestand mit einem kleinen Anteil an stark geschädigten Bäumen.

Tabellen und Graphiken

Die Ergebnisse der Auswertung können natürlich auch in Tabellenform und Graphiken dargestellt werden. Dies ist vor allem beim Vergleich von mehreren Jahren von Bedeutung. Die erhaltenen Daten sollen nicht nur aufgeschrieben, sondern auch statistisch ausgewertet werden können. Hier ist auch der Vergleich mit anderen Daten (beispielsweise Schadstoffimmissionen, Verkehrsaufkommen in der Nähe, waldbauliche Massnahmen) von Interesse.

4.2.2.4 Geeignete Jahreszeit

In der Regel werden die Befliegungen für Infrarot-Luftbilder in den Monaten Juli ñ August durchgeführt. Wichtig ist hier, auf die Phänologie zu achten. Es kommt natürlich sehr darauf an, ob man in alpinen Gebieten oder im Mittelland fliegt. Die Vegetation sollte schon voll entwickelt, die Herbstfärbung darf aber noch nicht eingetreten sein. Besonders in den Alpen muss berücksichtigt werden, dass im Juli noch eine temporäre Schneedecke vorhanden sein kann.

4.2.2.5 Wetter und Sonnenstand

Das Wetter muss sehr günstig sein, wenn man wirklich gute Bilder erhalten will. Die Fernsicht muss mindestens 15 km betragen, es darf weder Wolken noch Wolkenschatten und praktisch keinen Dunst haben. Diese Bedingungen schränken die möglichen Flugtage stark ein.

Damit eine sinnvolle Interpretation möglich ist, darf der Einfallswinkel der Sonne nicht weniger als 40° betragen. Die Befliegung muss zwischen 2 Std. vor und 2 Std. nach Sonnenhöchststand erfolgen.

4.2.2.6 Kosten der Befliegungen (und der Interpretation

Die Angaben für die Kosten variieren je nach Quelle. Ausserdem muss noch beachtet werden, dass die Angaben aus den 80er Jahren stammen (die Teuerung ist einzurechnen).

Einige konkrete Zahlen:

4.3 Weitere Informationen zum IR-Luftbild und unsere Vorschläge

4.3.1 Eine aktuelle Beurteilung des Hilfsmittels «Infrarot-Luftbild»

Die meiste Literatur, die wir zur Beschreibung des Sanasilva-Programms verwendet haben, stammt aus den Jahren 1985 und 1986, ist also nicht mehr ganz aktuell. Das neueste, was wir finden konnten, stammt von 1989. Damit wir aber dennoch aktuelle Informationen mit berücksichtigen können, haben wir uns noch mit einem Experten auf diesem Gebiet, Herrn Bernhard Oester von der WSL, unterhalten. Seine Auskünfte waren sehr interessant und sollen im Folgenden verkürzt wiedergegeben werden.

Zunächst bestätigte B. Oester unsere Meinung, indem er ebenfalls sagte, dass er eine Befliegung des Sihlwaldes für sinnvoll und notwendig erachtet. Da eine Inventarisierung des Sihlwaldes nicht jährlich möglich sei, sollten unbedingt Bilder zu Dokumentationszwecken gemacht werden, um die Veränderungen zum jetzigen Zeitpunkt, wo der Sihlwald eine Naturlandschaft wird, irgendwo festzuhalten. Das Luftbild stellt mit Abstand das billigste Archivierungsmittel dar. Bei jährlichen Befliegungen des Sihlwaldes müssten die grundlegendsten Sachen ausgewertet werden. Eine aufwendigere Auswertung (evt. auch mit ganz neuen Methoden, die erst in den kommenden Jahren entwickelt werden) könne auch später noch in Betracht gezogen werden; allerdings nur, wenn die Bilder vorhanden sind.

Wichtig sei aber, dass vor einer systematischen Befliegung die Zielsetzung über Jahre hinaus bekannt sei, denn von dieser hingen u.a. der Massstab und der zu verwendende Film ab. Eine Möglichkeit sei z.B. einen Übersichtsflug im Massstab 1: 20'000 zu machen und daneben auf ein paar ausgesuchten Testflächen eine Einzelbaumkartierung im Massstab 1:3'000, kombiniert mit terrestrischen Messungen, vorzunehmen. Für diese Dauerbeobachtungsflächen sei nur eine Linie über dem Sihlwald zu fliegen (d.h. geringere Kosten).

Die Frage des Massstabs müsse unbedingt geklärt sein. Eine Befliegung im falschen Massstab sei sehr teuer. Dabei komme es sehr darauf an, wieviel Klassen man unterscheiden wolle. Je mehr Klassen (d.h. je differenzierter die Untersuchung) gewünscht würden, desto grösser müsse der Massstab sein. Für eine gute photogrammetrische Auswertung sei allerdings ein eher ein kleinerer Massstab vorteilhaft.

Es müssten auch die Merkmale, die man untersuchen wolle vorher festgelegt sein, weil je nachdem ein Normalfarbenbild geeigneter als ein Infrarot-Luftbild sei.

Das Infrarot-Luftbild eignet sich zur Unterscheidung zwischen Nadel- und Laubholz und zur Untersuchung, ob eine Kronenverlichtung stattgefunden habe. Will man dagegen die vertikale Struktur untersuchen und einen tiefen Einblick in die Räume zwischen den Bäumen haben, ist ein Normalfarbfilm besser. Letzterer habe weniger harte Konturen.

Zur Festlegung der Aufnahmezeit komme es ebenfalls sehr auf die Fragestellung an: Richte man das Hauptaugenmerk auf den Waldzustand, d.h. die Vegetation, solle die Befliegung während den Monaten Juli-August stattfinden. Interessiere man sich jedoch für den Boden, sei die beste Aufnahmezeit im Winter, wenn die Bäume kein Laub mehr trügen, aber auch kein Schnee liege (November, evt. Dezember, März). Für die Untersuchung der Herbstfärbung der Bäume fliege man im Oktober.

Erst wenn alle diese Fragestellungen und Zielsetzungen klar seien, könne man eine Aussage über die bestmögliche Verwendung von (Infrarot-)Luftbildern machen.

4.3.2 Unsere Schlussfolgerungen und Empfehlungen

Aufgrund der Informationen aus der Literatur, sind wir zu folgenden Schlüssen gekommen:

Falls das Stadtforstamt Zürich an einer Überwachung des Gesundheitszustands des Sihlwaldes interessiert ist, wäre es sicherlich sinnvoll, weitere Befliegungen vorzunehmen. Gerade die Tatsache, dass die Entwicklung des Waldzustands nicht einheitlich ist (weder temporal noch räumlich), zeigt, dass man nicht aufgrund allgemeiner Daten der Schweiz auf den Zustand des Sihlwaldes schliessen kann.

Auch wenn heute in der Politik Waldsterben kein Thema mehr ist, bedeutet das nicht, dass dieses Problem nicht mehr besteht. Die Auswirkungen der verschiedenen Schadstoffe auf die Natur, speziell auf den Wald sind heute noch nicht vollständig geklärt. Eine kontinuierliche Überwachung des Waldes könnte darüber Auskunft geben. Denn auch wenn der Sihlwald eine Naturlandschaft werden soll, werden die Schadstoffe von Verkehr und Industrie aus der Agglomeration Zürich den Wald weiterhin beeinflussen.

Wir sehen allerdings, dass die hohen Kosten, die solche Befliegungen und die anschliessende Interpretation und Auswertung mit sich bringen, ein Problem sind. Je nachdem, welchen Hektarpreis man annimmt, belaufen sich die Kosten einer Befliegung für den Sihlwald auf Fr. 30'000-40'000 B. Oester spricht allerdings von Fr. 6'000-7'000 für zwei Fluglinien (ohne Auswertung). Diese Befliegungen müssten unseres Erachtens relativ häufig durchgeführt werden, denn gemäss dem Sanasilva-Bericht von 1986 können die Veränderungen nur schon innerhalb eines Jahres sehr gross sein. Optimal wäre eine jährliche Befliegung. Wir können nicht abschätzen, wie gross die Chance ist, das Geld dafür aufzubringen. Wir denken jedoch, dass es auf alle Fälle versucht werden sollte. Der Sihlwald ist nicht ein «gewöhnlicher» Wald. Als Naturlandschaft ist er etwas Einmaliges in der Schweiz. Gerade jetzt, wo der Wald (zumindest teilweise) sich selbst überlassen wird, ist der ideale Zeitpunkt mit der Dokumentation der Veränderungen zu beginnen. Diesen Zeitpunkt darf man nicht verpassen.

Wir denken, dass neben dem Gesundheitszustand des Waldes vor allem die Walddynamik von grosser Bedeutung ist. Es stellt sich deshalb die Frage, inwieweit Luftbilder und insbesondere Falschfarbeninfrarotbilder zur Erfassung dieser Daten geeignet sind. Um das genauer in Erfahrung zu bringen, haben wir mit B. Oester Kontakt aufgenommen (s.o.).

Um einen konkreten Vorschlag für die Befliegung zu machen, muss die Fragestellung genau bekannt sein. Diese wird erst im September von der wissenschaftlichen Kommission festgelegt. Uns bleibt die Möglichkeit, nochmals auf die zentralen Punkte hinzuweisen und die verschiedenen Optionen aufzuzeigen:

a) Zentrale Punkte (müssen durch die Fragestellung genau geklärt werden):

b) Unser Vorschlag:

Diese Flächen sollten bezüglich geographischer Lage und Höhenlage im Sihlwald verteilt liegen und von speziellem Interesse sein. Z.B. ein Gebiet, das jetzt sich selber überlassen wird; ein Gebiet, in dem noch über Jahre menschliche Eingriffe stattfinden werden; ein Gebiet, das in den nächsten 10 Jahren sich selbst überlassen wird. Im Anhang haben wir eine mögliche Anordnung dieser Flächen in einer Landeskarte eingezeichnet (siehe Kap. 4.6.2 im Anhang).

4.4 Flugpläne und Auflistung der Bilder

4.4.1 Berechnung der Flugplans

Für die Berechnung eines Flugplans ziehen wir die beiden Bildserien, die wir aus der WSL Birmensdorf ausgeliehen haben (Horgenerberg und Landforst), bei:

Für die Berechnung unserer Flugpläne gehen wir von folgenden Annahmen aus:

a) Übersichtsflug

Damit eine Stereokartierung möglich ist, müssen die Aufnahmen eine hohe Überdeckung aufweisen. Die zusätzlichen Aufnahmen, die wegen einer so hohen Überdeckung (normalerweise beträgt die Überdeckung 60-70%) gemacht werden müssen, verteuern die ganze Befliegung nicht wesentlich.

b) Einzelbaumkartierung auf Dauerbeobachtungsflächen

Auf einem Bild wird eine Fläche von 690 x 690 m abgebildet.

Gemäss dem Zonenplan vom Sihlwald gibt es drei besonders interessante Waldzonen, die beobachtet werden sollten:

Für jede dieser Zonen sollten 2-3 besonders interessante Flächen ausgeschieden werden. Zur Befliegung kommen unseres Erachtens zwei Möglichkeiten in Frage. Entweder wählt man Flächen, die alle auf der gleichen Höhe liegen und muss somit nur eine Linie fliegen oder es werden zwei Fluglinien auf zwei verschiedenen Höhen geflogen.

Hier haben wir die Fluglinien nicht aufgezeichnet, da für die Ausscheidung der Beobachtungsflächen Spezialisten benötigt werden.

Angaben zu beiden Flugplänen:

Als Fixpunkte kann sich der Pilot an Strassenkreuzungen orientieren.

4.4.2 Liste mit den vorhandenen Satellitenbildern, Karten und Luftbildern vom Sihlwald

4.4.2.1 Satellitenbilder

Bilder von Landsat-TM

Es handelt sich um die Bilder, die im NPOC (National Point of Contact) archiviert sind.

(Nach dem «Landsat Reference Grid for Switzerland» ist der Sihlwald auf den Bildern mit den Track-Frame-Nummern 195-27 und 194-27 abgebildet)

TrackFrame DatumBildnummer Archiv
1942702. 09. 1984 #176IKT
1942701. 06. 1985 #190IKT
1942703. 07. 1985 #191IKT
19427 Q416. 03. 1986 #220IKT, 4. Quadrant
1942703. 05. 1986 #278IKT
1942709. 06. 1988 #363/#370IKT
19427/28 F24. 03. 1989 #272IKT, Floating Scene
19427/28 F09. 04. 1989 #255IKT, Floating Scene
19427/28 F15. 08. 1989 #273IKT, Floating Scene
1942707. 02. 1990 #412IKT/L+T
1942730. 05. 1990 #369IKT
19427/28 F02. 08. 1990 #292IKT, Floating Scene
19427/28 F07. 08. 1992 #401IKT/L+T, Fl. Sc. 30%
19427/28 F15. 02. 1993 #388IKT, Floating Scene
19427/28 F22. 05. 1993 #389IKT, Floating Scene
19427/28 F25. 05. 1994 #387IKT, Floating Scene
19427/28 F12. 07. 1994 #392IKT, Floating Scene
19427/28 F28. 07. 1994 #393IKT, Floating Scene

TrackFrame DatumBildnummer Archiv
1952707. 07. 1984 #167IKT
1952726. 07. 1985 #177IKT
1952712. 09. 1985 #192IKT
1952718. 05. 1989 #312IKT
19527/28 F07. 09. 1989 #282IKT, Floating Scene
19527/28 F09. 08. 1990 #404IKT/L+T Fl. Sc. 30%
19527 11. 07. 1991 #310IKT
19527 FQ30. 04. 1994 #423L+T, Floating Quarter
19527 FQ17. 06. 1994 #424L+T, Floating Quarter
19527 FQ03. 07. 1994 #425L+T, Floating Quarter
19527/28 F03. 07. 1994 #426IKT/L+T Fl. Sc. 50%
1952704. 08. 1994 #414IKT
19527 FQ04. 08. 1994 as #414L+T, Floating Quarter
1952703. 05. 1995 #419IKT
19527/28 FQ03. 05. 1995 #429L+T, Floating Quarter
1952720. 06. 1995 #420IKT
19527/28 FQ20. 06. 1995 #430L+T/IKT Floating Quart.
19527/28 FQ22. 07. 1995 #451L+T/IKT Floating Quart.
19527/28 FQ24. 09. 1995 #453L+T/IKT Floating Quart.

SPOT-Bilder

Hier gibt es deutlich weniger Bilder im NPOC-Archiv, da von SPOT auch weniger Aufnahmen gemacht werden (nur auf Bestellung). Ausserdem gibt es bis dato nur ganz wenige Quicklooks auf dem Internet. Daher ist es relativ schwierig abzuschätzen, auf welchen Bildern der Sihlwald abgebildet ist.

Vermutlich sind es Bilder mit K = 54 und 55 und J = 255 und 254. Dank dem schwenkbaren Scanner kann SPOT auch Schrägaufnahmen machen. Es ist uns daher ohnehin nicht klar, wie genau das «SPOT Reference Grid for Switzerland» auf dem Internet ist.

Allerdings gibt es auf K 53/J 254 ein Bild, wo die Nordostschweiz mit Zürichsee bis zum Untersee des Bodensees abgebildet ist.

Angaben dazu:

KJDatum NPOC-NR.Bemerkungen
53 25402. 01. 1993 #442L+T/IKT, Pan

Weitere Bilder:

KJDatum NPOC-NR.Bemerkungen
5425530. 06. 1991 #302Panchromatisch
5425530. 06. 1991 #301XS
5525430. 09. 1986 #205Panchromatisch
5525430. 09. 1986 #207XS
5525530. 09. 1986 #206Panchromatisch
5525530. 09. 1986 #208XS
5525518. 04. 1988 #226XS
5525509. 06. 1988 #233XS
5525513. 06. 1989 #256XS
5525523. 04. 1989 #251XS
5525515. 07. 1989 #260XS
5525530. 08. 1989 #267XS
5525511. 06. 1990 #283XS
5525523. 08. 1990 #288XS
5525512. 04. 1992 #315XS
5525525. 07. 1992 #326XS
5525513. 08. 1992 #330XS
5525520. 03. 1993 #336XS
5525530. 03. 1993 #341XS
5525521. 04. 1993 #347XS
5525501. 06. 1993 #350XS
5525516. 06. 1993 #353XS
5525512. 08. 1993 #360XS
5525525. 03. 1994 #382XS
5525507. 04. 1994 #383XS
5525529. 04. 1994 #384XS
5525515. 06. 1994 #390XS

4.4.2.2 Schwarz-Weiss-Luftbilder

Serien an der Landestopographie (L+T)

In folgenden Jahren wurde der Sihlwald beflogen:

1931, 1943, 1953, 1962, 1970, 1976, 1982, 1987, 1988, 1994.

Diese Bilder können ebenfalls bestellt werden. Die Laborkopie einer Aufnahme 1:1 kostet Fr. 20, Ausschnittsvergrösserungen sind teurer (maximaler Vergrösserungsfaktor ist je nach Jahrgang 10 bis 20-fach). Zusätzlich sind günstigere Laserkopien (5 Fr./Stk.) an Stelle der Laborkopien erhältlich. Stereobilder gibt es seit 1960.

Serien im Geographischen Institut der Universität Zürich (GIUZ)

Noch nicht sortierte Bilder (in PTT-Schachteln aufbewahrt):

Bilder vom Swissair Vermessungsdienst

Der Vermessungsdienst der Swissair hat 1995 die ganze Schweiz beflogen, d.h. auch Bilder vom Sihlwald müssten dort erhältlich sein. Diese Bilder können beim Vermessungsdienst der Swissair ausgeliehen werden. Bezugsadresse:

Swissair Vermessungsdienst
Dorfstrasse 53
8105 Regensdorf
01/871 22 22

4.4.2.3 Falschfarben-Infrarotluftbilder

WSL Birmensdorf: Serie Horgenerberg

Serie Landforst
Serie Üetliberg

4.4.2.4 Topographische Karten und Bestandeskarte

a) Der Sihlwald ist auf den Kartenblättern Albis, 1111 (im Massstab 1:25'000) abgebildet.

Seit 1955 werden die Karten der Landestopographie regelmässig mit Hilfe von Befliegungen erstellt. Es existieren Karten der Jahrgänge:

1955, 1962, 1966, 1970, 1976, 1982, 1988, 1994.

Daneben gibt es auch noch ältere Karten:

Siegfried-Karte: 1882 Thalwil 1.25'000, Blatt 175
Siegfried-Karte: 1887 Horgen 1:25'000, Blatt 177

b) Bestandeskarte von 1993

Beauftragtes Büro: GeoDataWeibel
Umweltplaner und Ingenieure
Glärnischstrasse 19
Postfach
CH-8810 Horgen
Tel. 01 725 74 44
Fax 01 725 74 43

4.4.2.5 Erhebungen

Landesforstinventar (LFI)

a) 1983-85

Das Landesforstinventar von 1983-85 ist eine terrestrische Erhebung im 1 km-Raster. D.h. an jedem Kilometerschnittpunkt der Landeskarte der Schweiz, wo ein Waldstück existiert, wurden diverse Parameter an den Bäumen gemessen.

Davon liegen zehn Datenerhebungspunkte im Sihlwald: 683/235, 683/236, 684/234, 684/235, 684/236, 685/233, 685/234, 685/235, 686/232, 686/233.

b) 1993-95

Hier wurden die Daten des Schweizer Waldes im 2 km-Raster - also nur noch an jedem 2. Kilometerschnittpunkt der Landeskarte ñ erhoben.

Davon liegen drei Datenerhebungspunkte im Sihlwald: 684/234, 684/236, 686/232.

c) 500 m-Raster

Mit Hilfe von Schwarz-Weiss-Luftbildern (also keine rein terrestrische Erhebung) wurden als Stichprobenverfahren für die ganze Schweiz Daten in einem 500 m-Raster erhoben.

Archiv und Kosten: Die Daten dazu sind an der WSL in Birmensdorf vorhanden (zuständige Person ist zur Zeit Herr Brassel) und werden für den Forstdienst und in der Regel auch für die Forschung kostenlos zur Verfügung gestellt.

Verdichtete Erhebungen durch die Kantone

Seit neuestem gibt es Kantone, die von sich aus Erhebungen vornehmen, welche das LFI verdichten sollen. Bis jetzt wird dies aber erst in den Kantonen Graubünden, Appenzell und Bern gemacht. Der Kanton Zürich hat zwar eine Erhebung, die er selbst verwaltet, aber diese wird auch im 1 km-Raster gemacht. Es handelt sich somit um die gleichen Stichproben-Punkte. Auch in bezug auf die Parameter unterscheidet sich diese Erhebung kaum vom LFI.

Sanasilva-Erhebungen

Diese Erhebungen werden im 16 km-Raster vorgenommen. D.h. es handelt sich um einen viel gröberen Raster und ist für irgendwelche Aussagen über eine so kleine Waldfläche wie die des Sihlwalds unbrauchbar. Der Unterschied zum LFI besteht ausserdem in etwas anders gewählten Parametern und darin, dass grössere Probeflächen ausgeschieden werden (also mehr Bäume untersucht werden).

Langjährige ertragskundliche Dauerbeobachtungsflächen

In der ganzen Schweiz gibt es seit Beginn dieses Jahrhunderts Waldflächen, die in bezug auf den Ertrag untersucht wurden/werden. Besonders interessierte man sich für Waldflächen mit Buchen oder Lärchen. Im Sihlwald wurden ursprünglich 24 Waldflächen regelmässig untersucht. Heute werden noch 3 Flächen aufgenommen:

X-KoordinateY-Koordinate Höhe (m.ü.M.)erste/letzte

Aufnahme

Fläche (ha)
684.820233.970630 1907/19890.2001
684.760233.840650 1907/19890.2502
684.680233.940650 1907/19890.5000

Weitere Flächen sind vor allem zu Beginn dieses Jahrhunderts untersucht worden. Die ersten Aufnahmen dieser Flächen wurden in den Jahren 1890 bis 1917 gemacht, die letzten zwischen 1899 und 1931. Die Daten dazu sind an der WSL in Birmensdorf erhältlich.

4.5 Literatur

Baumann (Ingenieurbüro), 1986: Waldschadenkartierung. Sanasilva 85/86 anhand von Infrarot-Luftbildern. Bericht über die Situation im Kanton Nidwalden. Rothenburg.

Baumann & Steiner (Ingenieurbüro), 1989: Bericht über die Waldschadenkartierung im Gebiet Emmeten. Rothenburg.

EAFV (Eidgenössische Anstalt für das forstliche Versuchswesen), 1986: Sanasilva- Waldschadenbericht 1986. Bern/Birmensdorf.

Oester, B., (Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft), Mündliche Auskunft, Mai 1996. Birmensdorf.

Scherrer (Ingenieurbüro), 1987: Bericht zur Waldschadenkartierung Zürcher Oberland. Nesslau.

Scherrer H. U., Rebmann E., 1987: Waldschadenkartierung mit Infrarot-Luftbildern. in: Phoenix International 2/1987.

Schwarzenbach, F.H. et al., 1986: Flächenhafte Waldschadenkartierung mit Infrarotbildern 1:9'000. Birmensdorf.

4.6 Anhang Gruppe Luftbild

4.6.1 Sanasilva Infrarot-Flugprogramm (Massstab 1:11'700)

4.6.2 Vorschlag für eine Befliegung des Sihlwaldes (Massstab 1:20'000)


Kap.3 Inhalt Kap.5