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8. Naturzentrum

8.1 Einleitung

8.1.1 Einführung

Das Naturzentrum Sihlwald ist mit dem Projekt Naturlandschaft Sihlwald (NLS) eng verbunden. Das Naturzentrum soll als Informations- und Bildungsstätte die Idee einer Naturlandschaft nach aussen tragen und die Öffentlichkeit über das Thema Naturwald informieren.

Das Naturzentrum ist im Weiler Sihlwald geplant. Bestehende Gebäude können für das Zentrum benützt werden. Gleichzeitig ist die Örtlichkeit durch die Sihltalbahn erschlossen und liegt doch mitten im Sihlwald.

Die Gestaltung des Naturzentrums ist bereits weitgehend geplant. Das Zentrum soll in die bestehenden Gebäude integriert werden, mit einigen baulichen Ergänzungen. Im Rahmen des Integrativen Projektes des Geographischen Institutes der Universität Zürich befasste sich die Gruppe 'Naturzentrum' mit der Planung eines Ausstellungsraumes innerhalb des Zentrums. Zur Verfügung steht eine 55 m lange Halle mit einem Keller, der ebenfalls mitgenutzt werden kann (Abb.1). Die Stiftung NLS hat bereits Vorstellungen, wie der grösste Teil des Geländes gestaltet wird. Für das Konzept des Ausstellungsraumes ist der Gruppe 'Naturzentrum' jedoch weitgehend freie Hand gelassen.

8.1.2 Voraussetzungen

Der Gruppe 'Naturzentrum' sind bei der Planung des Ausstellungsraumes fast keine Grenzen gesetzt. Die finanzielle Seite der Planung wird nicht berücksichtigt, dafür werden spannende und kreative Ideen erwartet. Das vorliegende Konzept ist daher auch weitgehend eine Sammlung von Vorschlägen innerhalb eines minimalen Rahmens, den die Gruppe selbst festgesetzt hat. Dieser Rahmen bildet die Grundidee zur Ausstellung, die neben der permanenten Ausstellungsfläche für Wanderausstellungen Platz bereithalten sollte.

Die permanente Ausstellung soll den Besuchern den Naturraum Sihlwald in seiner Vielgestaltigkeit vorstellen. Dabei stehen der Wald und die Sihl im Vordergrund. Die Besucher werden über verschiedene Stationen durch die Ausstellung geleitet. Stellvertretend für den Sihlwald steht die Buche, ein Baum, der die natürliche Waldgesellschaft im Sihlwald dominiert. Anhand der Stationen wird das Leben einer Buche im Wald vorgestellt.

8.2 Ausstellungskonzept

Die Stiftung NLS sieht ungefähr einen Drittel der Gesamtfläche für die permanente Ausstellung vor. Abbildung 3 zeigt den Grundriss der vorgesehenen Halle. Sie ist ca. 55 m lang und 5 m breit. Das Erdgeschoss umfasst ungefähr 280 m2 und reicht bis unter das Giebeldach. Zwei Treppen führen ins Untergeschoss, welches mit 210 m2 für Toiletten und einen Audio-Raum Platz bietet. Beim Eingang sind ein Informationsstand und eine Einkaufsmöglichkeit geplant. Die Ausstellung soll so konstruiert sein, dass gewisse Grundelemente immer vorhanden sind. Sie sind so gewählt, dass die permanente Ausstellung und Wanderausstellungen nahtlos integriert werden können. Die Elemente zur Grundgestaltung sollen möglichst neutral und doch bezüglich Wald, Sihl und Natur allgemein erscheinen. Der vordere Teil des Erdgeschosses ist für die Wanderausstellungen vorgesehen, wie auch ein Teil des Untergeschosses.

Als ein zentrales Element der Ausstellung ist ein kleines Bächlein geplant. Der alte Sägereikanal, der sich durch das Gelände zieht, soll teilweise wieder offengelegt werden. Von diesem Kanal liesse sich das Wasser für das Bächlein abzweigen. Das Bächlein soll stellvertretend für die Sihl stehen. Es windet sich durch den ganzen Ausstellungsraum. Wird es für Wanderausstellungen nicht erwünscht, kann es mit Bodenelementen abgedeckt werden. Über das Bächlein führen Brücken aus Holz, in ganz verschiedenen Baustilen. Ideal ist, wenn die Bachführung so gewählt wird, dass die Besucher beim Eingang zuerst einmal diese symbolische Sihl überqueren müssen, um in die Ausstellung zu gelangen. Das Bachufer kann z.T. die Standorte spezieller, wasserliebender Pflanzen darstellen.

Abb.1: Grundriss der Ausstellungshalle

Es besteht die Idee, den Besuchern den Weg durch die Ausstellung zu weisen, ohne dass sie daran gebunden sind. Dazu wird ein Weg aus Stammquerschnitten durch die Halle verlegt. Er führt an den verschiedenen Stationen vorbei. Gleichzeitig kann aber vom Weg abgewichen werden. Die Stammquerschnitte verändern sich im Durchmesser, je nach dem, an welcher Station der Weg vorbeiführt. Ebenfalls zu den Grundelementen soll ein Baum in der Mitte der Halle gehören. Durch ein Loch im Boden des Erdgeschosses reichen seine Wurzeln bis ins Untergeschoss. Der Kronenraum füllt den Giebel der Halle aus. Der Baum, eine Buche, steht für den Naturwald Sihlwald.

Neben diesen drei Grundelementen sollen verschiedenste Details in die permanente Ausstellung integriert werden. Der Weg aus Stammquerschnitten soll den Besuchern nur die ungefähre Richtung durch die Ausstellung weisen, eine Abweichung ist aber jederzeit möglich. Dazu sollen die folgenden Ideen einladen:

Ganze oder halbe Baumstämme zeigen die Lebensräume von Specht, Eule oder Borkenkäfer. Auch die auf die Bäume angewiesenen Pflanzen wie Flechten oder Efeu sollen vorgestellt werden. Hin und wieder könnte ein Reh zwischen den Stämmen für eine täuschend echte Waldlandschaft sorgen. Die Besucher sollen auch ihre Tast- und Riechsinne gebrauchen dürfen, so können etwa Rinde oder Blätter von verschiedenen Baumarten miteinander verglichen werden. Ziel dieser kleinen Zwischenstationen ist, den Besuchern die Vielseitigkeit eines Baumes bewusst zu machen.

Neben dem naturlastigen Thema vom Leben einer Buche könnte auch auf die anthropogene Verwendung von Pflanzen hingewiesen werden. Obwohl der Sihlwald und das Naturzentrum auf die Schaffung und Erhaltung eines Naturwaldes ohne menschlichen Einfluss ausgerichtet sind, ist der Mensch auf den Wald angewiesen. Deshalb könnten auch die vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten eines Baumes (Holz, Rinde, Blätter, Blüten, Wurzeln) anhand eines Weges vom ungeschälten Stamm zu einem Haus, in dem die Produkte eines Baumes vorkommen, aufgezeigt werden.

In der Nähe des Baumes in der Halle ist eine Galerie geplant. Auf ihr soll sich eine der Stationen der permanenten Ausstellung befinden. Abbildung 2 zeigt die Grundeinrichtung der Ausstellungshalle.

Ideal wäre es, wenn die Besucher auf dem Weg durch die Ausstellung gehen, dabei aber immer wieder nach links oder rechts abschweifen, sich gegenseitig auf Details aufmerksam machen und auch bei der einen oder anderen Darstellung verweilen. Dies ist das Gefühl, welches mit dieser Ausstellung vermittelt werden soll.

Abb.2: Die Grundelemente der Ausstellung


8.3 Die permanente Ausstellung

Für die permanente Ausstellung wurde ein Konzept entworfen, dass auf der Darstellung einzelner Phasen im Leben einer Buche basiert. Die Phasen werden an Stationen am Weg durch die Ausstellung aufgezeigt. Sie bilden nur einen Vorschlag für die Besucher, wie sie sich in der Ausstellung bewegen könnten. Unabhängig von den Stationen sind zusätzliche Informationen über den Wald vorhanden. Die Besucher sollen motiviert werden, hier in der Ausstellung sinnbildlich den Weg zu verlassen und den Wald zu entdecken. Nachfolgend sind die Stationen beschrieben. Es werden Vorschläge gemacht bezüglich Lernziele, Gestaltung und Einbezug der Besucher. Im Vordergrund steht dabei nicht die ausgefeilte Planung der Ausstellung, sondern eine Sammlung von Ideen, wie eine solche Ausstellung gestaltet werden könnte. Deshalb sind für die Stationen meist auch mehrere Vorschläge für die Gestaltung gegeben.

8.3.1 Kleinpflanze (Phase 1)

Thema:

In dieser Phase sollen die Probleme der Kleinpflanze im Kampf ums Licht erläutert werden.

Lernziele:

Unterschiedliche Baumarten wachsen je nach Lichtverhältnissen unterschiedlich schnell. Gerade die Kleinpflanze ist auf gute Lichtverhältnisse angewiesen. Die Buche beispielsweise verjüngt sich im Schatten der anderen Bäume. Da sie trotz des Schattens wachsen kann, ist sie anderen Bäumen gegenüber im Vorteil.

Der Besucher kann an dieser Station erleben, wie unterschiedlich die Lichtverhältnisse im Wald sind. Der Besucher soll lernen, dass unterschiedliche Baumarten (z.B. Buche - Birke) auf Lichtmangel verschieden reagieren.

Gestaltung / Einbezug des Besuchers - Vorschläge:

8.3.2 Jungpflanze (Phase 2)

Thema:

Säugetiere beeinflussen das Wachstum - insbesondere einer Jungpflanze - stark, zum Beispiel durch Verbiss und Schälschäden.

Lernziele:

Tiere beeinflussen durch ihr Frassverhalten die Wuchsform der Bäume. Junge Triebe sind für Rehe und Hirsche ein Festmahl. Durch das Stoppen des Höhenwachstums entstehen besondere Wuchsformen. Der Besucher soll die Wuchsform kennenlernen und den Zusammenhang zwischen Baum und Tier realisieren.

Ein weiteres mögliches Thema im Bereich 'Pflanze - Säugetier' ist die Tatsache, dass nicht alle Pflanzen die für Mensch und Haustier ungeniessbar, beziehungsweise giftig sind, dies auch für Waldtiere sind. Als Beispiel sei hier die Eibe genannt.

Gestaltung / Einbezug des Besuchers - Vorschläge:

8.3.3 Stangenholz (Phase 3)

Thema:

Lernziele:

Gestaltung / Einbezug des Besuchers - Vorschläge:

8.3.4 Baumholz (Phase 4)

Thema:

Anhand des enormen Wasserbedarfs/-verbrauchs sollen die Dimensionen eines Baumes aufgezeigt werden.

Lernziel:

Das Lernziel ist das Erfassen der Kraft, Dimension (Grösse, Gewicht, Alter, Wasserumsatz) eines Baumes. Den BesucherInnen soll bewusst werden, welche wichtige Funktion der Baum für die physische Umgebung des Menschen hat und somit seine Lebensqualität positiv beeinflusst.

Gestaltung / Einbezug des Besuchers - Vorschläge:

a) Aufgestellter Baum mit Wurzeln im Keller

b) Wassertransportdruck

c) Grössendimensionen

8.3.5 Vermehrung (Phase 5)

Thema:

Samen, Samenverbreitung

Lernziele:

Der Besucher soll verschiedene Bestäubungs- und Samenverbreitungsarten kennenlernen. Er soll erfahren, was in einem Samen bereits angelegt ist. Die Verschiedenartigkeit der Samen (gross/klein) soll ihm bewusst werden. Der interessierte Besucher hat die Möglichkeit zusätzliche Informationen bez. r/K-Strategie sowie Licht-/Schatten-pflanzen zu beziehen.

Gestaltung / Einbezug des Besuchers:

8.3.6 Absterben (Phase 6)

Thema:

Zersetzung durch Bodenorganismen

Lernziele:

Der Besucher soll eine Ahnung erhalten von der grossen Zahl Destruenten, die bei der Zersetzung von organischem Material mitwirken.

Gestaltung / Einbezug des Besuchers:

In einem grossen Schaukasten, gefüllt mit Erde und Würmern und anderen Organismen, liegt ein abgesägter Baumstamm, der nun langsam von den Organismen zersetzt wird. Der Stamm wird bei Ausstellungsbeginn in den Kasten gelegt und verbleibt an dieser Stelle, bis er zersetzt ist. Eine Uhr oder eine Tafel erinnert den Besucher daran, wie lange der Stamm schon daliegt. Daneben informieren Stellwände oder andere Medien über die im Kasten ablaufenden Zersetzungsprozesse.

Das Thema Absterben wird bewusst in das Untergeschoss verlegt. Düstere Beleuchtung und feuchtkalte Kellerwände verbreiten ein wenig Grabesstimmung und richten die Aufmerksamkeit des Besuchers auf das Thema.

Bereitstehende Mikroskope dienen dazu, auch Zersetzungsprozesse bzw. die Organismen, die diese verursachen und die von Auge nicht sichtbar sind, eindrücklich aufzuzeigen.

8.3.7 Keimling (Phase 7)

Thema:

Boden, Nährstoffe

Lernziele:

Der Keimling wird absichtlich am Schluss des Rundganges behandelt, damit der Besucher sich bewusst wird, dass der Lebenszyklus nun von neuem beginnt und der Kreislauf geschlossen ist. Es soll dem Besucher nähergebracht werden, wie wichtig die verschiedenen Bodennährstoffe und deren Aufnahme für die Pflanze sind und dass der Boden daneben noch weitere Funktionen (bietet z.B. die Möglichkeit für die Verankerung ) besitzt.

Gestaltung / Einbezug des Besuchers

Töpfe mit Keimlingen verschiedener Baumarten illustrieren das Thema. Die Wichtigkeit der Pilzsymbiose für die meisten unserer Waldbäume wird an einem übergrossen Modell dargestellt. Der Stoffaustausch zwischen Pilz und Wurzel kann z.B. durch verschiedenfarbige sich bewegende Kugeln dargestellt werden, wodurch die Richtung der Stofftransporte sichtbar wird.

Bilder von Erosionsschäden und Bannwäldern weisen darauf hin, dass der Boden nicht nur dem Baum zur Verankerung dient, sondern dass durch diese Verankerung ebenfalls die Stabilität des Bodens gewährleistet wird.

8.4 Der Aussenbereich

Die Gestaltung des Aussenbereichs wurde nicht so detailliert angesehen wie die Ausstellung. Grundsätzlich soll hier das Erleben der Natur im Vordergrund stehen. Hier soll anfassen erlaubt sein. Schön wäre es, wenn das Bächlein aus der Ausstellung durch den Aussenbereich in die Sihl fliesst. Auch sollten viele Pflanzen vorhanden sein. Anschliessend sind Ideen aufgelistet, wie der Aussenbereich gestaltet werden könnte:

Abb.3: Permanente Ausstellung

In der untenstehenden Abbildung wird skizzenhaft die permanente Ausstellung dargestellt, wie sie sich die Autorinnen und Autoren dieser Arbeit vorstellen.

Abb.4: Das Logo des Naturzentrums

8.5 Schlussgedanken

Vorerst wurden Ideen zusammengetragen, wie die Ausstellung des Naturzentrums gestaltet werden könnte. Dabei wurde weder auf finanzielle Einschränkungen noch auf Probleme bei der Verwirklichung geachtet. Es könnte deshalb sein, dass einige Ideen aus diesen Gründen nicht realisierbar sind. Trotzdem hoffen wir, dass möglichst viele unserer kreativen Beiträge in irgendeiner Form bei der Gestaltung des Naturzentrums berücksichtigt werden. Wir wünschen dem Projekt Naturlandschaft Sihlwald gutes Gelingen!

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