Das Naturzentrum Sihlwald ist mit dem Projekt Naturlandschaft
Sihlwald (NLS) eng verbunden. Das Naturzentrum soll als Informations-
und Bildungsstätte die Idee einer Naturlandschaft nach aussen
tragen und die Öffentlichkeit über das Thema Naturwald
informieren.
Das Naturzentrum ist im Weiler Sihlwald geplant.
Bestehende Gebäude können für das Zentrum benützt
werden. Gleichzeitig ist die Örtlichkeit durch die Sihltalbahn
erschlossen und liegt doch mitten im Sihlwald.
Die Gestaltung des Naturzentrums ist bereits weitgehend geplant. Das Zentrum soll in die bestehenden Gebäude integriert werden, mit einigen baulichen Ergänzungen. Im Rahmen des Integrativen Projektes des Geographischen Institutes der Universität Zürich befasste sich die Gruppe 'Naturzentrum' mit der Planung eines Ausstellungsraumes innerhalb des Zentrums. Zur Verfügung steht eine 55 m lange Halle mit einem Keller, der ebenfalls mitgenutzt werden kann (Abb.1). Die Stiftung NLS hat bereits Vorstellungen, wie der grösste Teil des Geländes gestaltet wird. Für das Konzept des Ausstellungsraumes ist der Gruppe 'Naturzentrum' jedoch weitgehend freie Hand gelassen.
Der Gruppe 'Naturzentrum' sind bei der Planung des
Ausstellungsraumes fast keine Grenzen gesetzt. Die finanzielle
Seite der Planung wird nicht berücksichtigt, dafür werden
spannende und kreative Ideen erwartet. Das vorliegende Konzept
ist daher auch weitgehend eine Sammlung von Vorschlägen innerhalb
eines minimalen Rahmens, den die Gruppe selbst festgesetzt hat.
Dieser Rahmen bildet die Grundidee zur Ausstellung, die neben
der permanenten Ausstellungsfläche für Wanderausstellungen
Platz bereithalten sollte.
Die permanente Ausstellung soll den Besuchern den Naturraum Sihlwald in seiner Vielgestaltigkeit vorstellen. Dabei stehen der Wald und die Sihl im Vordergrund. Die Besucher werden über verschiedene Stationen durch die Ausstellung geleitet. Stellvertretend für den Sihlwald steht die Buche, ein Baum, der die natürliche Waldgesellschaft im Sihlwald dominiert. Anhand der Stationen wird das Leben einer Buche im Wald vorgestellt.
Die Stiftung NLS sieht ungefähr einen Drittel
der Gesamtfläche für die permanente Ausstellung vor.
Abbildung 3 zeigt den Grundriss der vorgesehenen Halle. Sie ist
ca. 55 m lang und 5 m breit. Das Erdgeschoss umfasst ungefähr
280 m2 und reicht bis
unter das Giebeldach. Zwei Treppen führen ins Untergeschoss,
welches mit 210 m2 für
Toiletten und einen Audio-Raum Platz bietet. Beim Eingang sind
ein Informationsstand und eine Einkaufsmöglichkeit geplant.
Die Ausstellung soll so konstruiert sein, dass gewisse Grundelemente
immer vorhanden sind. Sie sind so gewählt, dass die permanente
Ausstellung und Wanderausstellungen nahtlos integriert werden
können. Die Elemente zur Grundgestaltung sollen möglichst
neutral und doch bezüglich Wald, Sihl und Natur allgemein
erscheinen. Der vordere Teil des Erdgeschosses ist für die
Wanderausstellungen vorgesehen, wie auch ein Teil des Untergeschosses.
Als ein zentrales Element der Ausstellung ist ein
kleines Bächlein geplant. Der alte Sägereikanal, der
sich durch das Gelände zieht, soll teilweise wieder offengelegt
werden. Von diesem Kanal liesse sich das Wasser für das Bächlein
abzweigen. Das Bächlein soll stellvertretend für die
Sihl stehen. Es windet sich durch den ganzen Ausstellungsraum.
Wird es für Wanderausstellungen nicht erwünscht, kann
es mit Bodenelementen abgedeckt werden. Über das Bächlein
führen Brücken aus Holz, in ganz verschiedenen Baustilen.
Ideal ist, wenn die Bachführung so gewählt wird, dass
die Besucher beim Eingang zuerst einmal diese symbolische Sihl
überqueren müssen, um in die Ausstellung zu gelangen.
Das Bachufer kann z.T. die Standorte spezieller, wasserliebender
Pflanzen darstellen.
Abb.1: Grundriss der Ausstellungshalle
Es besteht die Idee, den Besuchern den Weg durch
die Ausstellung zu weisen, ohne dass sie daran gebunden sind.
Dazu wird ein Weg aus Stammquerschnitten durch die Halle verlegt.
Er führt an den verschiedenen Stationen vorbei. Gleichzeitig
kann aber vom Weg abgewichen werden. Die Stammquerschnitte verändern
sich im Durchmesser, je nach dem, an welcher Station der Weg vorbeiführt.
Ebenfalls zu den Grundelementen soll ein Baum in der Mitte der
Halle gehören. Durch ein Loch im Boden des Erdgeschosses
reichen seine Wurzeln bis ins Untergeschoss. Der Kronenraum füllt
den Giebel der Halle aus. Der Baum, eine Buche, steht für
den Naturwald Sihlwald.
Neben diesen drei Grundelementen sollen verschiedenste
Details in die permanente Ausstellung integriert werden. Der Weg
aus Stammquerschnitten soll den Besuchern nur die ungefähre
Richtung durch die Ausstellung weisen, eine Abweichung ist aber
jederzeit möglich. Dazu sollen die folgenden Ideen einladen:
Ganze oder halbe Baumstämme zeigen die Lebensräume
von Specht, Eule oder Borkenkäfer. Auch die auf die Bäume
angewiesenen Pflanzen wie Flechten oder Efeu sollen vorgestellt
werden. Hin und wieder könnte ein Reh zwischen den Stämmen
für eine täuschend echte Waldlandschaft sorgen. Die
Besucher sollen auch ihre Tast- und Riechsinne gebrauchen dürfen,
so können etwa Rinde oder Blätter von verschiedenen
Baumarten miteinander verglichen werden. Ziel dieser kleinen Zwischenstationen
ist, den Besuchern die Vielseitigkeit eines Baumes bewusst zu
machen.
Neben dem naturlastigen Thema vom Leben einer Buche
könnte auch auf die anthropogene Verwendung von Pflanzen
hingewiesen werden. Obwohl der Sihlwald und das Naturzentrum auf
die Schaffung und Erhaltung eines Naturwaldes ohne menschlichen
Einfluss ausgerichtet sind, ist der Mensch auf den Wald angewiesen.
Deshalb könnten auch die vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten
eines Baumes (Holz, Rinde, Blätter, Blüten, Wurzeln)
anhand eines Weges vom ungeschälten Stamm zu einem Haus,
in dem die Produkte eines Baumes vorkommen, aufgezeigt werden.
In der Nähe des Baumes in der Halle ist eine
Galerie geplant. Auf ihr soll sich eine der Stationen der permanenten
Ausstellung befinden. Abbildung 2 zeigt die Grundeinrichtung der
Ausstellungshalle.
Ideal wäre es, wenn die Besucher auf dem Weg durch die Ausstellung gehen, dabei aber immer wieder nach links oder rechts abschweifen, sich gegenseitig auf Details aufmerksam machen und auch bei der einen oder anderen Darstellung verweilen. Dies ist das Gefühl, welches mit dieser Ausstellung vermittelt werden soll.
Abb.2: Die Grundelemente der Ausstellung
Für die permanente Ausstellung wurde ein Konzept entworfen, dass auf der Darstellung einzelner Phasen im Leben einer Buche basiert. Die Phasen werden an Stationen am Weg durch die Ausstellung aufgezeigt. Sie bilden nur einen Vorschlag für die Besucher, wie sie sich in der Ausstellung bewegen könnten. Unabhängig von den Stationen sind zusätzliche Informationen über den Wald vorhanden. Die Besucher sollen motiviert werden, hier in der Ausstellung sinnbildlich den Weg zu verlassen und den Wald zu entdecken. Nachfolgend sind die Stationen beschrieben. Es werden Vorschläge gemacht bezüglich Lernziele, Gestaltung und Einbezug der Besucher. Im Vordergrund steht dabei nicht die ausgefeilte Planung der Ausstellung, sondern eine Sammlung von Ideen, wie eine solche Ausstellung gestaltet werden könnte. Deshalb sind für die Stationen meist auch mehrere Vorschläge für die Gestaltung gegeben.
Thema:
In dieser Phase sollen die Probleme der Kleinpflanze
im Kampf ums Licht erläutert werden.
Lernziele:
Unterschiedliche Baumarten wachsen je nach Lichtverhältnissen
unterschiedlich schnell. Gerade die Kleinpflanze ist auf gute
Lichtverhältnisse angewiesen. Die Buche beispielsweise verjüngt
sich im Schatten der anderen Bäume. Da sie trotz des Schattens
wachsen kann, ist sie anderen Bäumen gegenüber im Vorteil.
Der Besucher kann an dieser Station erleben, wie
unterschiedlich die Lichtverhältnisse im Wald sind. Der Besucher
soll lernen, dass unterschiedliche Baumarten (z.B. Buche - Birke)
auf Lichtmangel verschieden reagieren.
Gestaltung / Einbezug des Besuchers - Vorschläge:
Thema:
Säugetiere beeinflussen das Wachstum - insbesondere
einer Jungpflanze - stark, zum Beispiel durch Verbiss und Schälschäden.
Lernziele:
Tiere beeinflussen durch ihr Frassverhalten die Wuchsform
der Bäume. Junge Triebe sind für Rehe und Hirsche ein
Festmahl. Durch das Stoppen des Höhenwachstums entstehen
besondere Wuchsformen. Der Besucher soll die Wuchsform kennenlernen
und den Zusammenhang zwischen Baum und Tier realisieren.
Ein weiteres mögliches Thema im Bereich 'Pflanze
- Säugetier' ist die Tatsache, dass nicht alle Pflanzen die
für Mensch und Haustier ungeniessbar, beziehungsweise giftig
sind, dies auch für Waldtiere sind. Als Beispiel sei hier
die Eibe genannt.
Gestaltung / Einbezug des Besuchers - Vorschläge:
Thema:
Lernziele:
Gestaltung / Einbezug des Besuchers - Vorschläge:
Thema:
Anhand des enormen Wasserbedarfs/-verbrauchs sollen
die Dimensionen eines Baumes aufgezeigt werden.
Lernziel:
Das Lernziel ist das Erfassen der Kraft, Dimension
(Grösse, Gewicht, Alter, Wasserumsatz) eines Baumes. Den
BesucherInnen soll bewusst werden, welche wichtige Funktion der
Baum für die physische Umgebung des Menschen hat und somit
seine Lebensqualität positiv beeinflusst.
Gestaltung / Einbezug des Besuchers - Vorschläge:
a) Aufgestellter Baum mit Wurzeln im Keller
b) Wassertransportdruck
c) Grössendimensionen
Thema:
Samen, Samenverbreitung
Lernziele:
Der Besucher soll verschiedene Bestäubungs-
und Samenverbreitungsarten kennenlernen. Er soll erfahren, was
in einem Samen bereits angelegt ist. Die Verschiedenartigkeit
der Samen (gross/klein) soll ihm bewusst werden. Der interessierte
Besucher hat die Möglichkeit zusätzliche Informationen
bez. r/K-Strategie sowie Licht-/Schatten-pflanzen zu beziehen.
Gestaltung / Einbezug des Besuchers:
Thema:
Zersetzung durch Bodenorganismen
Lernziele:
Der Besucher soll eine Ahnung erhalten von der grossen
Zahl Destruenten, die bei der Zersetzung von organischem Material
mitwirken.
Gestaltung / Einbezug des Besuchers:
In einem grossen Schaukasten, gefüllt mit Erde
und Würmern und anderen Organismen, liegt ein abgesägter
Baumstamm, der nun langsam von den Organismen zersetzt wird. Der
Stamm wird bei Ausstellungsbeginn in den Kasten gelegt und verbleibt
an dieser Stelle, bis er zersetzt ist. Eine Uhr oder eine Tafel
erinnert den Besucher daran, wie lange der Stamm schon daliegt.
Daneben informieren Stellwände oder andere Medien über
die im Kasten ablaufenden Zersetzungsprozesse.
Das Thema Absterben wird bewusst in das Untergeschoss
verlegt. Düstere Beleuchtung und feuchtkalte Kellerwände
verbreiten ein wenig Grabesstimmung und richten die Aufmerksamkeit
des Besuchers auf das Thema.
Bereitstehende Mikroskope dienen dazu, auch Zersetzungsprozesse bzw. die Organismen, die diese verursachen und die von Auge nicht sichtbar sind, eindrücklich aufzuzeigen.
Thema:
Boden, Nährstoffe
Lernziele:
Der Keimling wird absichtlich am Schluss des Rundganges
behandelt, damit der Besucher sich bewusst wird, dass der Lebenszyklus
nun von neuem beginnt und der Kreislauf geschlossen ist. Es soll
dem Besucher nähergebracht werden, wie wichtig die verschiedenen
Bodennährstoffe und deren Aufnahme für die Pflanze sind
und dass der Boden daneben noch weitere Funktionen (bietet z.B.
die Möglichkeit für die Verankerung ) besitzt.
Gestaltung / Einbezug des Besuchers
Töpfe mit Keimlingen verschiedener Baumarten illustrieren das Thema. Die Wichtigkeit der Pilzsymbiose für die meisten unserer Waldbäume wird an einem übergrossen Modell dargestellt. Der Stoffaustausch zwischen Pilz und Wurzel kann z.B. durch verschiedenfarbige sich bewegende Kugeln dargestellt werden, wodurch die Richtung der Stofftransporte sichtbar wird.
Bilder von Erosionsschäden und Bannwäldern weisen darauf hin, dass der Boden nicht nur dem Baum zur Verankerung dient, sondern dass durch diese Verankerung ebenfalls die Stabilität des Bodens gewährleistet wird.
Die Gestaltung des Aussenbereichs wurde nicht so
detailliert angesehen wie die Ausstellung. Grundsätzlich
soll hier das Erleben der Natur im Vordergrund stehen. Hier soll
anfassen erlaubt sein. Schön wäre es, wenn das Bächlein
aus der Ausstellung durch den Aussenbereich in die Sihl fliesst.
Auch sollten viele Pflanzen vorhanden sein. Anschliessend sind
Ideen aufgelistet, wie der Aussenbereich gestaltet werden könnte:
Abb.3: Permanente Ausstellung
In der untenstehenden Abbildung wird skizzenhaft
die permanente Ausstellung dargestellt, wie sie sich die Autorinnen
und Autoren dieser Arbeit vorstellen.
Abb.4: Das Logo des Naturzentrums
Vorerst wurden Ideen zusammengetragen, wie die Ausstellung
des Naturzentrums gestaltet werden könnte. Dabei wurde weder
auf finanzielle Einschränkungen noch auf Probleme bei der
Verwirklichung geachtet. Es könnte deshalb sein, dass einige
Ideen aus diesen Gründen nicht realisierbar sind. Trotzdem
hoffen wir, dass möglichst viele unserer kreativen Beiträge
in irgendeiner Form bei der Gestaltung des Naturzentrums berücksichtigt
werden. Wir wünschen dem Projekt Naturlandschaft Sihlwald
gutes Gelingen!